Helga, wie war Dein Weg in den BOC?
Helga: Meine Mutter und ich waren Gäste auf einer Dampferfahrt des Berliner Volkschores, weil einige aus unserer Familie schon Chormitglieder waren. Der Chorleiter sprach mich dann an. Ich hatte ein wenig Bammel und dachte, wenn mir das nicht gefällt, trete ich wieder aus. Aber das Johann-Strauß-Konzert, das sie damals einstudiert haben, fand ich melodisch und schön. Beim nächsten Konzert war es der Elias von Mendelssohn-Bartholdy. Das hat mir so einen Spaß gemacht, dass ich geblieben bin. Wenn ich heute länger nicht singe, vermisse ich den Chor spätestens nach ein paar Wochen. Wenn mein Mann und ich zum Beispiel auf Reisen waren, zog es mich danach immer schnell wieder in den Chor, um die Stimme zu trainieren.
Was war die Lieblingsmusik Deiner Jugend?
Helga: Ich hatte mit klassischer Musik nicht viel am Hut, hörte lieber Schlager. Aber in der Schule habe ich im Musikunterricht schon gesungen und spielte Blockflöte. Als wir im Unterricht die Zauberflöte von Mozart durchgenommen hatten, war mein Interesse an der Oper geweckt. Mein Musiklehrer wollte, dass ich im Schulchor mitmache, ich hatte aber keine Lust. Als Erwachsene traf ich ihn zufällig und erzählte ihm, dass ich jetzt im Berliner Volkschor singe. Da hat er sich mächtig gefreut.
Was für ein Gefühl ist es, im Konzert zu singen?
Helga: Man ist vorher immer angespannt und aufgeregt. Man muss ganz achtsam und konzentriert sein und vor allem braucht man Stehvermögen. Wenn dann applaudiert wird, die Solisten am Ende nochmal auf die Bühne kommen und der Dirigent den Chor aufstehen lässt, dann wird man gleich ein bisschen größer und strahlt von innen.
Welche Anlässe sind Dir besonders in Erinnerung?
Helga: Besonders waren unsere Auftritte bei der Potsdamer Schlössernacht und bei der italienischen Sommernacht vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt mit vier Tenören auf der Freitreppe. Das 100-jährige Jubliäum war auch etwas Besonderes. Wir haben im großen Saal gefeiert, es gab ein kleines Konzert und wir haben getanzt. Schön war auch der Abschied unseres ehemaligen Dirigenten nach 50 Jahren: Da hat er ein großes Programm zusammengestellt, von heiter bis ernst, alles querbeet, was wir gesungen haben im Lauf der Zeit.