Helena, herzlich willkommen im BOC. Woher kommt Dein Interesse an Musik und am Singen?
Helena: Mein Interesse an Musik hat mit dem Singen angefangen. Es wäre für mich sehr aufwendig, ein Instrument zu lernen. Dagegen ist die Schwelle, mit dem Singen anzufangen, relativ niedrig. Wenn man den Schulchor mitzählt, habe ich vor dem BOC in drei Chören gesungen, während eines Auslandssemesters in Italien und in einem Bochumer Kirchenchor. Dort sangen wir zum Beispiel die Messe von Marianna von Martines. Ich mag den Lerneffekt, wenn man sich Musik erarbeitet. Man versteht ein Stück anders, wenn man es 50 Mal anhört und die Geduld aufbringt, sich darauf einzulassen.
Was hat Dich bei all den Berliner Chören ausgerechnet zum BOC gebracht?
Helena: Ich habe Chöre in meiner Nähe recherchiert, die klassische und geistliche Musik machen und auch größere Konzerte geben. In der Probe mochte ich vor allem Thomas Hennigs Art. Es hat mich beeindruckt, dass er ist niemals ungeduldig oder gestresst wirkte. Ich finde ihn sympathisch und witzig, und mag es, dass er kein Autoritätsproblem hat. Auch die Stimmung allgemein im Chor finde ich gut, ich bin gleich freundlich aufgenommen worden. Als ich zum Chor kam, probten wir gerade die Missa Solemnis, und ich war schon fast am Zweifeln, ob ich das schaffe. Wir übten mehrere Proben lang immer wieder die schwierigste Stelle „Et vitam venturi“. Niemand kann das auf Anhieb vom Blatt singen, erst recht nicht alle zusammen. Es war etwas verwirrend, in meinen ersten Proben auf Anhieb einen Zugang zu dieser ganz speziellen Stelle zu finden. Aber ich lasse mich nicht so leicht demotivieren.
Woran erinnerst Du Dich im Rückblick besonders gern?
Helena: An die Durchbruchmomente. Man erschließt sich ein Stück immer weiter und bekommt irgendwann eine Gesamtidee davon. Beim Probenwochenende habe ich zum Beispiel das erste Mal das Benedictus der Missa gehört und war überrascht. Seither habe ich das Stück besser verstanden. Ansonsten war ich bei der Generalprobe zum ersten Mal überhaupt in der Philharmonie. Ich war erstaunt von den Räumlichkeiten, der Akustik und davon, dass Thomas so weit weg von uns war. Da war ich fast aufgeregter als beim Konzert. Glücklicherweise wirkt der Publikumsraum von der Bühne aus aber gar nicht so groß. Während des Konzerts hat vor lauter Konzentration und Anstrengung mein Körper angefangen, mit zu agieren. In meiner Rechten hielt ich die Noten, meine Linke blätterte die Noten, und zwischendrin wurde mir bewusst, dass sie eine Faust bildete und förmlich mit der Musik im Rhythmus drückte. Das fand ich interessant an mir selbst zu beobachten.
Wie wichtig ist Dir dieser soziale Aspekt des Chorsingens im Vergleich zur Musik?
Helena: Der soziale Aspekt ist schon stark gegeben. Ich mag es, mit Leuten verschiedener Generationen zu tun zu haben und finde es angenehm, dass es beim BOC Menschen fast allen Alters gibt. Es macht mir Spaß, nach der Probe hin und wieder gemeinsam in die Kneipe zu gehen. Das ist eine schöne Abwechslung zu meinem Alltag mit Studium und Sport. Was den musikalischen Aspekt angeht, macht es mir Spaß, von der Komplexität der Musik gefordert zu werden. Die geistliche und klassische Musik aus verschiedenen Epochen birgt viele Schätze.