Missa solemnis C-Dur KV 337
Mozart komponierte die Messe etwa ein Jahr nach der Krönungsmesse (KV 317), „nel Marzo 1780 in Salisburgo“ schrieb er auf das erste Blatt seiner Originalpartitur. Bestimmt war sie für das Osterhochamt im Salzburger Dom. Eine Festmesse, eine Missa solemnis musste sie sein. Entsprechend ist die Orchesterbesetzung: 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Streicher, Orgel, jedoch keine Bratschen. Sie musste aber zugeschnitten sein auf die Geflogenheiten der Kirchenmusik von Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo, und so wird in der zeitlichen Ausdehnung nur eine Missa brevis von 20 bis 25 Minuten daraus.
Im ernst getragenen Kyrie, das ganz vom Chor beherrscht wird, wird eine milde Grundstimmung spürbar, und interessante Stimmungskontraste wirken überraschend und lebhaft. Gloria (Allegro molto) und Credo(Allegro vivace) charakterisieren den Drang dieser Sätze nach mitreißender Intensität und mussten auf kürzesten Weg durchgeführt werden. Nur im Credo wird das rasende Tempo im Et incarnatus est und Crucifixus in 19 Takten verlangsamt.
Wunderschön das Incarnatus-Sopran Solo mit obligaten Holzbläsern und das ausdrucksvolle Crucifixus, das in einem geheimnisvollen Chor unisono weiter geführt wird. Auch kehrt Mozart zurück zur sinfonisch symmetrischen Anlage, so dass z.B. das Et resurrexit dem Beginn des Satzes, das Et vitam venturi dem Descendit de coelis entspricht.
Im Sanctus begegnet uns dann wieder die etwas konventionelle Geste des freundlich galanten Kirchenstils.Erregend und gleichsam beklemmend das Benedictus, eine Fuge in a-moll in strenger kontrapunktischer Fassung, „eher Trauer und Klage“ meint der Mozart- Biograf Alfred Einstein, es sei der auffallendste und revolutionärste Satz in Mozarts ganzen Messkompositionen.
Beim Agnus Dei mit solistischer Mitwirkung von Sopran und Fagott ahnt man etwas von der Arie der Gräfin „Porgi amor“ aus dem Figaro, und auch an die Solo-Arie des Agnus Dei aus der Krönungsmesse wird man erinnert.
Trotz der formalen Gedrängtheit in ihrer Detailfeinheit und Phantasiefülle kann man vielleicht sogar von der wertvollsten aller Salzburger Messen sprechen.
Regina Coeli KV 276
Katholischer Tradition zufolge soll Papst Gregor I. „der Große“ genannt, (540-604) Engel die drei Verse einer marianischen Hymne singen gehört haben.Die gregorianische Oster-Antiphon diente seit 1249 bei den Franziskanern als Schlußgesang der Komplet und wird bei ihnen bis heute im Stundengebet während der Osterzeit verwendet.Als Mozart Anfang 1779 von seinem Pariser Aufenthalt nach Salzburg zurückkam – seine Mutter, mit der er gereist war verstarb dort am 3.Juli 1778 – übernahm er die Stelle des Konzertmeisters am Hof von Erzbischof Colloredo in Salzburg mit den Pflichten eines Hoforganisten.
In dieser Zeit entstand die dritte Komposition des Regina coeli KV 276. Mozart hatte in den beiden vorhergehenden Vertonungen (KV 108 und 127) die drei Verse und das Alleluja in je einem selbständigen Satz komponiert.Besonders hervorgehoben wird das Ora pro nobis in allen drei Kompositionen, das in den ersten beiden Stücken durch Solosopran besetzt ist, während diese Motette durch den continuierlichen Wechsel von Solistenquartett und Tuti ihren Ausdruck findet und so zu einem einzigen gewaltigen ganzen Satz von festlicher Grundstimmung und stürmischer Feierlichkeit wird.Die Alleluja – Rufe übrigens erinnern an mehreren Stellen an das Halleluja aus Händels „Messias“.
Misericordias Domini KV 222
Um seine kontrapunktischen Studien zu vervollkommnen, lehnte sich der junge Mozart an die sorgfältig gearbeiteten Werke seiner Salzburger Vorbilder Eberlin, Adlgasser und Michael Haydn an.So nimmt denn auch das Misericordias Domini eine besondere Stellung in Mozarts Schaffen ein.
Als er 1775 anläßlich der Aufführung seiner Oper La Finta giardiniera sowie zweier Messen und Litaneien in München weilte, war Kurfürst Maximilian III. von Mozarts Kompositionen so angetan und begeistert, dass er bei Ihm eine Motette bestellte. So entstand das Offertorium Misericordias Domini cantabo in aeternum, „die Barmherzigkeit des Herrn will ich besingen in Ewigkeit.“
In der über 158 Takte ausgebreiteten Gegenüberstellung zweier Themenkomplexe verbindet Mozart das harmonisch-homophon gehaltene „Misericordias Domini“ mit dem kontrapunktisch geführten „Cantabo in aeternum.“ Zwischendurch leuchtet in den Geigen ein Thema auf, das uns in Beethovens 9.Sinfonie nur allzu bekannt ist.
Mozarts Lehrer Padre Martini, dem er diese Komposition zugesandt hatte, stellte dem Stück in seiner Vereinigung von Polyphonie mit der Ausdruckskraft spannungsreicher Harmonik ein glänzendes Zeugnis aus: „Ich finde in der Motette alles, was die moderne Musik verlangt, gute Harmonie, reiche Modulation, mäßige Bewegung in den Violinen und gute Stimmführung.“