Wolfgang, Du bist im BOC unser Dienstältester. Woran denkst Du, wenn Du Dich an Deine Anfänge erinnerst?
Wolfgang: Besonders an das Jahr 1961. Bevor die Mauer hochgezogen wurde, hatte der Chor rund 300 Mitglieder, bestimmt die Hälfte davon aus dem Ostteil der Stadt. Die kamen nicht mehr rüber. Da haben wir für die erst mal eine ganze Weile die Plätze freigehalten. Außerdem habe ich 1974 im Chor meine Frau kennengelernt, die leider schon 2006 verstorben ist.
Was hat Dich damals zur Chormusik gebracht?
Wolfgang: Meine Eltern und sogar die Frau meines Chefs waren im Chor. Ich habe Elektroinstallateur gelernt, war schon als Halbwüchsiger ein Klassikfan, hatte Geigenunterricht, mochte Opern und harmonische Musik. So war ein Hang zum Singen da. Noten konnte ich schon, doch da ich im ersten Bass sang, musste ich den Bassschlüssel neu lernen. Lange Zeit war ich auch im zweiten Tenor. Mein erstes Werk war das Verdi Requiem, und mittlerweile habe ich habe fast alle Oratorien gesungen, die es gibt.
Wie unterschied das Chorsingen damals und heute?
Wolfgang: Früher kam mir das Singen in einem so großen Chor „gehoben“ vor. Heute geht es im BOC sehr kameradschaftlich zu. Neue sind schnell integriert, so gut wie alle sind per Du. Außerdem haben wir damals nicht nur Oratorien gesungen, sondern auch volkstümliche Stücke, Operetten, Johann Strauß, alles Mögliche.
Was macht das Chorsingen für Dich besonders?
Wolfgang: Singen und Musik sind einfach gesund. Für die Atmung, für alles. Außerdem geht es darum, Gemeinschaft zu feiern, wenn man zusammen musiziert, bei Weihnachtsfeiern zum Beispiel oder beim Tanz in den Mai. Früher haben wir sogar Bälle veranstaltet. Zum 60. Jubiläum 1964 haben wir übrigens auch schon die Missa solemnis von Beethoven gesungen. Das war unser erstes Konzert in der Philharmonie.